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Vorgärten rücken mehr und mehr in den Fokus der Kommunen. Diese möchten mit Angeboten und Verordnungen erreichen, dass sich wieder mehr Menschen für Pflanzen statt für Schotter und Kies entscheiden. Denn im Sommer heizen sich die Steine tagsüber stark auf und geben die Hitze nachts wieder an ihre Umgebung ab. Darüber hinaus bieten die Flächen Tieren und Insekten weder Rückzugsorte noch Nahrung. Dabei verlangt ein schlau mit Bodendeckern und kleinen Gehölzen bepflanzter Vorgarten auf lange Sicht weniger Aufmerksamkeit als die Steinwüsten.
Schotterfrust oder Pflanzenlust?
Ein Vorgarten dient für vielerlei Bedürfnisse: Hier stehen Mülltonnen, Fahrräder und Kindermobile, manchmal Gartenbänke und ein paar vereinzelte Pflanzkübel. Denn neben all der Funktionalität soll es ja doch irgendwie grün aussehen, dabei aber bitte bloß keine Arbeit machen! Denn die haben Gartenbesitzer meist hinter dem Haus schon genug. Außerdem will niemand Gesprächsthema in der Nachbarschaft sein, weil für alle sichtbar das Unkraut seit Wochen sprießt...
Viele Gartenbesitzer entscheiden sich laut dem Bundesverband für Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) für Schotter in ihrem Vorgarten, weil sie sie denken, das sei pflegeleichter. Während der ersten Monate nach Anlage der Kiesflächen mag dieses Argument auch stimmen. Doch spätestens im Herbst zeigt sich, dass abwechslungsreich bepflanzte Vorgärten erheblich weniger Aufmerksamkeit fordern – nämlich dann, wenn die Blätter von Bäumen, Sträuchern und Stauden vom Herbstwind meterweit getragen werden und zusammen mit Samen, Staub und Unrat in den Vorgärten landen.
Besonders zwischen Split und Schotter bleibt das trockene, braune Laub liegen und die Blätter müssen per Hand eingesammelt werden. Sonst verrotten sie mit der Zeit und werden von Mikroorganismen zu Humus verarbeitet. Darauf siedeln sich schließlich unerwünschte Unkräuter, Flechten und Moose an, die zwischen den Steinen nur schwer zu entfernen sind und ansonsten alles grünlich verfärben.
Landet das Laub dagegen unter Gehölzen, zwischen Stauden oder Bodendeckern, kann man es einfach liegen lassen. Einerseits fällt es in der natürlichen, grünen Umgebung nicht so auf, andererseits ist es ein guter Winterschutz und hält die Feuchtigkeit länger im Boden. Zudem ist verrottendes Laub für die Pflanzen ein natürlicher Dünger, der den Boden mit Nährstoffen anreichert.
Kommunen sind gegen Kies
In den Fokus von Stadtverwaltungen rücken die Vorgärten nicht nur, weil sie nach außen den Straßen ein freundliches Gesicht geben, sondern weil sie wichtige Versickerungsflächen sind. Sind sie versiegelt, etwa als gepflasterte Parkfläche, läuft das Regenwasser direkt in die Kanalisation. Diese ist bei Starkregenfällen im Herbst und Winter jedoch schnell überlastet. Als Folge kann es zu Überschwemmungen kommen. Viele Kommunen setzen daher auf Beratung, entwickeln Bonussysteme oder regeln über Bebauungspläne, dass in Zukunft bspw. nur noch Wege, Stell- und Parkplätze versiegelt werden dürfen und die restliche Fläche naturnah gestaltet werden muss.
Erst Gemüsegarten, dann Parkplatz
Vorgärten, wie wir sie heute kennen, spielen erst seit dem 18. Jahrhundert eine Rolle. Kein Wunder: Über viele Jahrhunderte herrschte in den ummauerten, dicht bevölkerten Städten Platzmangel. Die Häuser wurden dicht an dicht gebaut und grenzten zudem direkt an enge Gassen. Erst, als auf Stadtmauern als Befestigungsanlagen verzichtet wurde, stand mehr Raum zur Bebauung zur Verfügung.
Die neue Fläche zwischen Straße und Haus bot den Menschen die Möglichkeit, eigenes Obst und Gemüse anzupflanzen und sich selbst zu versorgen. Hier wurden auch alltägliche Dinge erledigt, wie Bohnen putzen oder Kartoffeln schälen und mit den Nachbarn geplaudert. Wer es sich leisten konnte, gestaltete seinen Vorgarten als reinen Ziergarten.
In der breiten Bevölkerung kam diese Art der Bepflanzung erst Ende des 19. Jahrhunderts an. Während der Industrialisierung wuchsen die europäischen Städte rasant. Als Gegenbewegung entwickelte sich in England die Idee der Gartenstadt. Auch in Deutschland wurde der Ruf nach mehr Pflanzen in Wohngebieten laut und so wurden bewusst Grünstreifen vor den Gebäuden angelegt.
Der Vorgarten nahm nun eine ganz neue Rolle ein. Er wurde zur „Visitenkarte des Hauses". Mit blühenden Stauden und akkurat geschnittenen Gehölzen schmückte man das Haus und zeigte sich als Natur- und Gartenfreund. So entstanden am Anfang des 20. Jahrhunderts ganze Straßen beziehungsweise Neubaugebiete mit eindrucksvoll bepflanzten Vorgärten. Erst, als sich viele Menschen ein Auto leisten konnten, wandelte sich diese Einstellung aus einem praktischen Grund: Vor dem Haus baute man sich einen Parkplatz, um den eigenen Wagen abstellen zu können. Hierfür wurde nicht selten ein Teil des Vorgartens genutzt.
Heute geht es um Zeitersparnis und möglichst wenig Pflege. Aus diesem Grund setzen einige Grundstücksbesitzer lieber auf Schotter und Kies anstatt auf lebendige Pflanzen. Dabei werden die Vorgärten wegen steigender Bodenpreise und kleinerer Grundstücke gerade in Neubaugebieten ohnehin immer kleiner.
Passende Pflanzen für den Vorgarten
Bei der Auswahl der Pflanzen setzt du am besten auf lange Blühzeiten und einige ausdrucksstarke Gewächse. Zum Beispiel dauerblühende robuste Rosen, Stauden wie Steppenkerze und Fingerhut, schattenliebende Funkien mit tollem Blattschmuck, Gräser für mehr Leichtigkeit. Gehölze wie Blumen-Hartriegel, Bauernjasmin oder ein formschöner Kugel-Ahorn finden auch im kleinen Vorgarten Platz.
Zierbäume in Kugelform sind ohnehin beliebt für Vorgärten. Sie werden nicht zu groß und verdecken damit das Haus nicht, wirken aber interessant. Die Forsythie gehört zu den ersten Sträuchern, die im Frühjahr blühen und leuchtet dann goldgelb. Sie wächst recht schnell – gut, wenn du einen Sichtschutz im Vorgarten brauchst. Anspruchsvoll ist sie auch nicht: Sowohl Sonne als auch Schatten sind in Ordnung und besondere Düngung braucht die Pflanze ebenfalls nicht.
Die Kriechmispel gehört zu den Bodendeckern und bildet dichte Teppiche. Von Mai bis Juni zeigt sie sehr viele kleine, weiße Blüten. Da sie aus den gemäßigten Zonen stammt, ist die Pflanze absolut frosthart. Anziehend wirken ihre leuchtend roten Beeren im Herbst auf Vögel.