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- Insektenhotel ganz simpel
Wohnungssuche ist auch bei nützlichen Wildbienen ein Problem. Denn die nicht stechenden Einzelgänger – daher auch Solitärbienen genannt – sind bei ihrer Wohnungswahl hoch spezialisiert und nisten je nach Art in alten Käferbohrlöchern in Totholz, hohlen Stängeln oder anderen schmalen Höhlen. Die gibt es in der Natur oder im Garten aber kaum noch, weshalb künstliche Nisthöhlen gerne bezogen werden.
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Video-Anleitung
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Mieter statt Hausbesetzer
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Mehrere Kinderzimmer für den Wildbienennachwuchs
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Standort und Umgebung aussuchen
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Anleitung für eine Wildbienenwohnung in Bambusstäben
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01. Bambus anzeichnen
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02. Bambusstäbe absägen
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03. Mark ausbohren
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04. Löcher reinigen
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05. Röhren an einem Ende verstopfen
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06. Dose befüllen
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Tipps für ein Wildbienenheim aus Stammholz
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Löcher als Singlewohnung richtig bohren
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Noch mehr Ideen für Insektenhotels
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Buchtipp
Video-Anleitung
Baue jetzt dein Insektenhotel aus einer Dose.
Mieter statt Hausbesetzer
Wildbienen sind aber keinesfalls schnöde Hausbesetzer, sondern zahlen sogar Miete, indem sie Pflanzen im Garten bestäuben. Und dabei sind sie richtig gut. Honigbienen sind zwar sprichwörtlich fleißig wie die Bienen, aber ihre wilden Verwandten übertreffen ihre Leistung bei Weitem. Dafür haben Wildbienen allerdings gewisse Ansprüche an ihre Immobilien, auf die du alls „Architekt“ und „Makler“ achten solltest.
Der Erfolg von Kiefernzapfen, Schneckenhäusern und anderen Materialien ist meist gering, weshalb wir uns auf die Röhren für Wildbienen beschränken. Auch Stroh bringt Wildbienen und anderen nützlichen Insekten nichts. Es ziehen höchstens Ohrenkneifer ein. Ebenfalls Nützlinge, die sich aber auch über die Wildbienenbrut hermachen – als direkte Nachbarn also keine gute Wahl.
Mehrere Kinderzimmer für den Wildbienennachwuchs
Ein Insekten- oder besser Wildbienenhotel dient als Nistplatz und Kinderstube. Die Weibchen legen ihre Eier in den Röhren ab und platzieren außerdem Nahrung für die später schlüpfenden Larven. Eine Röhre wird mehrfach belegt; die Weibchen bauen mehrere Kinderzimmer hintereinander und mauern den Eingang schließlich von außen zu. Daran erkennt man auch, das eine Röhre benutzt wird. Ziegel bzw. Lochsteine werden übrigens nie direkt besiedelt, auch wenn man oft solche Steine in Insektenhotels sieht. Das ist reine Deko.
Tipp: Die Löcher können aber gut als Halterung für hohle Bambusstäbe dienen.
Standort und Umgebung aussuchen
Wie bei allen Wohnungen sind die Lage und das Wohnumfeld entscheidend. Wildbienen lieben es warm, sonnig und regengeschützt, aber ohne knallige Mittagssonne. Schatten wird gemieden, schon im Schatten eines zu langen Überdaches kann die obere Partie der Nisthilfe unbrauchbar werden. Auch die Umgebung muss stimmen, es müssen Pflanzen mit Blüten vorhanden sein, am besten auch Schalen mit Lehm und Wasser oder Vogeltränken.
Anleitung für eine Wildbienenwohnung in Bambusstäben
Dieses Projekt ist einfach – und damit nicht nur ein Anfänger-, sondern auch ein tolles Kinderprojekt.
Das brauchst du:
- eine leere, saubere Konservendose
- eine Metallsäge
- einen Akkubohrschrauber
- Holzbohrer mit unterschiedl. Durchmessern, ggf. Nägel
- Schleifpapier
- gut getrocknete Bambusstäbe – je nach Länge und Durchmesser 6 bis 7 Stück
- etwas Watte o.ä.
01. Bambus anzeichnen
Die Stäbe sollten ein wenig länger bzw. höher als die Dose sein. Markiere einen Stab und nimm diesen als Maßstab für die weiteren. Die unterschiedlichen Durchmesser der Löcher ergeben sich automatisch aus den Durchmessern der Stäbe. Es sollte aber später kein Loch größer als neun Millimeter sein.
02. Bambusstäbe absägen
Säge die Stäbe an der Markierung mit einer Metallsäge ab. Optimal ist es, wenn du dies an einem Knoten tust, sodass die Röhre an einem Ende bereits verschlossen ist. Die langen Stäbe lassen sich relativ gut festhalten. Wenn das nicht geht, fixiere die Stangen mit einer Zwinge an einer Platte.
Tipp: Eine Gartenschere ist dafür ungeeignet, sie quetscht die Stäbe.
03. Mark ausbohren
Meist ist nun noch das Mark im Weg. Dies lässt sich mit einem Nagel oder einem dünnen Stab nach hinten schieben. Wenn das nicht geht, hilf mit einem Bohrer nach. Der kann ruhig etwas kleiner im Durchmesser als das Loch sein, aber nicht größer.
04. Löcher reinigen
Jedes einzelne Loch muss sauber und splitterfrei sein, dafür ggf. einen Bohrer mit etwas Schleifpapier umwickeln und noch etwas „ausputzen“.
05. Röhren an einem Ende verstopfen
Beim Absägen bleiben auch beidseitig offene Bambusstücke über, da man sie nicht immer an einem Knoten absägen kann. Verstopfe bei solchen Bambusröhren ein Ende mit Watte oder Baumwollfasern.
06. Dose befüllen
Stecke die Stäbe in die Dose, sodass sie sicher festklemmen. Platziere dann das fertige Bienenheim leicht nach vorn geneigt und am besten unter einem Überdach, sodass kein Regenwasser hineinlaufen kann.
Tipps für ein Wildbienenheim aus Stammholz
Das Bauholz darf nicht frisch, sondern muss abgelagert und trocken sein. Sonst drohen Risse, da Bohrlöcher in austrocknendem Holz gerne reißen und für die Tiere gefährliche Holzsplitter entstehen. Von vornherein gespaltene oder eingerissene Löcher werden gar nicht erst besiedelt, nachträgliche Risse gefährden die Brut.
Geeignet sind Harthölzer wie Esche oder Buche, aber auch viele andere Laubhölzer. Nadelholz ist hingegen nicht zu empfehlen, da es harzt und damit die Löcher verschließen kann. Außerdem richten wiederbenässte Nadelhölzer Holzfasern auf, sodass die Bohrlöcher raue Wände bekommen.
Nehmen Sie auch kein modriges, verpilztes Holz – denn wer will schon auf Schimmel nisten...
Löcher als Singlewohnung richtig bohren
Auch wenn Baumscheiben cooler aussehen – nimm für das Bienenhotel kein Stirnholz. Die Löcher reißen oft und werden damit unbrauchbar. Das geht nur bei gut abgelagerten Baumscheiben, die nicht gerissen sind, am besten von Eichen oder Robinien. Hier haben wir einen halben Eichenstamm genommen.
Wichtig: Die Oberfläche und die Bohrlöcher müssen glatt und splitterfrei sein. Das ist den Wildbienen wichtig, denn sie krabbeln rückwärts in die Röhren und verletzen ihre Flügel möglicherweise an Holzsplittern. Bohre Löcher mit Durchmessern zwischen zwei und acht Millimeter und mit gut zwei Zentimetern Abstand zueinander. Wenn die Löcher dicht an dicht liegen, können ebenfalls Risse entstehen. Bohre so tief, wie der Holzbohrer reicht, mindestens aber fünf Zentimeter.
Schleife auch die Holzoberfläche, damit die Löcher wirklich sauber sind.
Trick: Klebe etwas Schleifpapier um einen Bohrer oder Nagel und stecke diesen in einen Akkuschrauber. Fertig ist das Röhrenputzgerät! Alternativ nimmst du Bürsten-Bohraufsätze oder kleine Korundstifte.
Noch mehr Ideen für Insektenhotels
Zu groß, zu kompliziert oder einfach nicht dein Stil? Wir haben noch andere Anleitungen für Insektenhotels und Tipps, wie du Nützlinge unterstützen kannst, auf unserer Seite!
Buchtipp
Wenn du ganz genau wissen willst, welche Bienen, Wespen oder Hummeln in deinem Garten fliegen und welche Pflanzen und Behausungen du deinen Gästen anbieten kannst, kannst du dies in dem Buch "Mein Insektenhotel" von Melanie von Orlow nachlesen. Super sind vor allem die vielen Fotos von den unterschiedlichen Arten. So verlieren auch scheue Gartenbesitzer die Angst vor den summenden Besuchern.
Mein Insektenhotel – Wildbienen, Hummeln & Co. im Garten von Melanie von Orlow
ISBN 978-3-8186-1139-2, 15 Euro, Ulmer