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Beim Schnitt werden Äste entfernt, die krank, über Kreuz gewachsen oder abgestorben sind. Denn nur Früchte, die genügend Licht bekommen, sind wirklich lecker. Und jetzt einfach drauflosschnippeln? Bloß nicht! Mit einer möglichst fachmännisch ausgeführten Pflege wird die Baumgesundheit gefördert und ein langes Baumleben begünstigt. Deshalb sind gut gepflegte Obstbäume eine wichtige Grundvoraussetzung, um möglichst lange qualitativ hochwertiges Streuobst zu ernten. Daneben bieten Bestände gerade mit älteren Bäumen einer Vielzahl selten gewordener Tiere einen Lebensraum. Wichtig ist dabei aber der richtige Zeitpunkt!
Bitte nicht nur Spitzen schneiden!
Im Gegensatz zum Haareschneiden geht es beim Pflanzenrückschnitt nicht vorrangig um die Längenregulierung, sondern um die Beeinflussung des Wuchsverhaltens. Grundsätzlich wachsen Pflanzen in die Höhe - zum Licht - wobei in der Regel die oberste Triebspitze durch pflanzeneigene Mechanismen gefördert wird. Pflanzenphysiologen nennen dieses Prinzip Apikaldominanz.
Wenn nun der Mitteltrieb im Wind bricht, von einem Tier abgefressen oder abgeschnitten wird, werden sogenannte "schlafende Augen", das sind seitliche Knospen, zum Austrieb angeregt und die oberste übernimmt wieder die Führungsrolle.
Bei strauchartig wachsenden Pflanzen, zum Beispiel Buchsbäumen, bewirkt der regelmäßige Schnitt eine starke Verzweigung und einen dichten Wuchs. So ist es möglich, diesen Pflanzen unterschiedliche Formen zu geben - eine Kunst, die schon in der Antike beherrscht wurde und die die Gärtner in der Renaissance und im Barock weiter verfeinert haben.
Mindestens zwei Aspekte sind dabei für die Wundheilung wichtig: Schnittzeitpunkt und -technik. Je kleiner die Schnittwunde ist, umso schneller verheilt sie. Das spricht für regelmäßigen Schnitt von noch jungen Trieben. Je früher und je gezielter die Schere ansetzt wird, umso besser kann die Pflanze den Verlust wieder ausgleichen.
Wann soll ich Bäume und Sträucher im Garten schneiden?
Um Bäume und Gehölze richtig schneiden zu können, muss man wissen, welches Wuchs- und Blühverhalten eine Pflanze hat. Zum Beispiel werden Ziersträucher wie Winterjasmin, Forsythie oder Osterschneeball, die im Frühjahr blühen, erst nach der Blüte geschnitten, Sommerblüher dagegen am besten im Frühjahr vor der Blüte. Einige Gehölze werden oft und stark geschnitten - dort gilt die Regel „Viel Schnitt, viel Wuchs" - andere dürfen dagegen nur sehr zurückhaltend geschnitten werden. Denn: Große Schnittwunden bieten Schädlingen und Krankheiten eine Angriffsfläche.
Wie ist das beim Obstbaum? Die Grundregel lautet: Formschnitt im Winter, Wachstumsschnitt im Sommer. Wer eine reiche Ernte möchte, schneidet im späten Frühjahr oder Sommer. Das bremst die Wuchskraft des Baumes und fördert den Blütenansatz. So werden die Obstkisten im Herbst voll.
Bei Apfel- und Birnbäumen sollten Hobbygärtner beispielsweise im Juni zur Schere greifen und Langtriebe auslichten (Erziehungsschnitt). Und weil nach der Ernte vor der Ernte ist, folgt im Spätwinter erneut der Erziehungsschnitt. Denn nur ein Baum, der in Form bleibt, sorgt auch im Folgejahr wieder für reichlich Obst. Nur bei Frost gilt: Finger weg von der Schere!
Beherzt schneiden
Jeder Schnitt ist eine Wunde. Doch mit der richtigen Schnitttechnik heilt sie rasch. Beim Kürzen von Ästen gilt: auf Knospen achten, die nach außen wachsen – also nicht in Richtung des Hauptstamms. Sie markieren die richtige Stelle. Ist diese gefunden, den Ast einfach rund fünf Millimeter oberhalb der Knospe schräg abschneiden. So kann der Trieb dem Licht entgegenwachsen.
Wer ganze Äste entfernen möchte, kappt diese möglichst dicht über der Verzweigung. Wichtig ist dabei, nicht lange rumzuschnippeln, sondern einen gezielten Schnitt zu setzen. Die Klingenseite zeigt dabei zum Baum. Das vermeidet Quetschungen am Holz.
Äste richtig abschneiden
Grundsätzlich sollten Schnittflächen so klein wie möglich gehalten werden. Die Zweige von ein- bis zweijährigen Bäumen werden leicht schräg und mit der Schere kurz über einer Blattknospe abgeschnitten. So vermeidest du Beschädigungen der Knospe. Wenn du zu viel vom Zweig stehen lässt, neigt er dazu, zu vertrocknen.
Auch bei älteren Bäumen ist das richtige Kürzen der Äste das Wichtigste. Mehrjährige Äste und Zweige haben an ihrer Basis eine kleine Wulst aus teilungsfähigem Gewebe, den Astring. Damit beim Absägen der Äste die Rinde nicht einreißt, wird als erstes der Ast von unten zu einem Drittel angeschnitten. Anschließend sägt man ihn von oben durch. Wenn so das Gewicht von dem zu entfernenden Ast genommen ist, wird im Anschluss sauber "auf Astring" abgesetzt. Die Astringe sorgen für eine schnelle Wundheilung und bilden neues Abschlussgewebe. Wenn nötig, glättet man die Wundränder mit einem scharfen Messer und verschließt die Fläche mit Baumwachs oder einem Wundverschluss.
Wenn du zu wenig absägst und sogenannte Kleiderhaken entstehen, verheilen solche Schnittwunden nicht richtig und können später von Pilzen befallen werden.
Die wichtigsten Schnittarten
Um junge und alte Bäume wieder in eine schöne Form zu bringen, wird meist grob zwischen drei Schnittarten unterschieden: dem Erziehungsschnitt, dem Erhaltungsschnitt und dem Verjüngungsschnitt.
Doch schon an dem Tag, an dem du den Baum in die Erde setzt, solltest du ein gutes Schneidewerkzeug parat haben. Es sei denn, die Baumschule hat bereits vorgearbeitet - beim Kauf also bitte absprechen!
Pflanzschnitt
Ganz am Anfang steht der Pflanzschnitt an. Sobald der Baum in die Erde kommt, müssen die Triebe gekürzt werden – starke Triebe um die Hälfte, schwache um ein Drittel. So kann sich der Baum rascher verzweigen und Fruchtholz ausbilden. Dabei ist es wichtig, auf die sogenannte Saftwaage zu achten: Das bedeutet, dass die Leittriebe auf die gleiche Höhe eingekürzt werden.
Schritt 1:
Drei Leittriebe auswählen, die der Stammverlängerung (Mitteltrieb) in einem Winkel zwischen 45° und 90° entspringen.
Schritt 2:
Starke Leittriebe um die Hälfte, schwache um ein Drittel einkürzen. Wichtig ist es dabei, auf die Saftwaage zu achten. Das heißt: Die Leittriebe werden auf die gleiche Höhe eingekürzt. Übrig bleibt eine Art mehrarmiger Leuchter, bestehend aus den Leittrieben und dem Mitteltrieb.
Schritt 3:
Steile Triebe abspreizen, flache ggf. anbinden.
Schritt 4:
Den Mitteltrieb ebenfalls kürzen. Er sollte etwa 10 Zentimeter länger als die Leittriebe sein.
Erziehungsschnitt
Mit dem Erziehungsschnitt bringst du die Pflanze in Form und legst die Endform der Baumkrone fest. Beginne mit dem Schnitt, wenn die Blätter des jungen Baumes voll ausgebildet sind. Entferne dabei unerwünschte Verzweigungen sowie krankes und totes Holz, damit die Krone mit Sonne und Sauerstoff besser durchflutet wird. Schneide hierbei nur über den Knospen des Zweiges beziehungsweise bei Seitenästen an der Basis zum nächststärkeren Ast.
Diesen Schnitt solltest du in den ersten 6 bis 8 Jahren jährlich durchführen. Der beste Zeitpunkt dafür ist im Spätwinter an einem frostfreien Tag. Schneide dabei die Seitenleittriebe um ein Viertel ihrer Länge zurück. Alle steil oder nach innen wachsenden Zweige werden entfernt. Der Haupttrieb wird so gekürzt, dass er die Seitentriebe immer noch um ca. 10 bis 15 cm überragt.
Schritt 1:
Parallel zu den Leittrieben wachsende, sich kreuzende und nach innen wachsende Triebe entfernen.
Schritt 2:
Leittriebe der Krone wieder in eine Saftwaage bringen (siehe Pflanzschnitt)
Erhaltungsschnitt
Beim Erhaltungsschnitt, der nach etwa zehn Jahren ansteht, ist der Name Programm: Was muss also weg? Triebe, die sich nach innen verzweigen, die zu dicht stehen, sich berühren oder Triebe, die senkrecht in die Höhe schießen – im Fachjargon Wasserschosser genannt. Durch diesen Schnitt werden ältere, etablierte Gehölze gesundgehalten und man sorgt für immer neues Blüten- und Fruchtholz. Zweige und Äste werden entfernt, um die voll ausgebildete Krone eines Gehölzes licht- und luftdurchlässig zu halten.
Das Auslichten der Baumkrone fördert bei Obstgehölzen das Reifen der Früchte. Zur Reifung benötigen die Früchte nicht nur Wärme, sondern auch Licht. Die Sonnenstrahlen aktivieren Farbpigmente in den Früchten, die sich dadurch färben. Zusätzlich kann man jetzt noch für leichte Formkorrekturen der Baumkrone sorgen.
Schritt 1:
Tief hängende Triebe entfernen und solche, die gen Boden wachsen.
Schritt 2:
Außerdem Triebe entfernen, die parallel wachsen, in die Höhe schießen (Wasserschosser) oder sich überkreuzen.
Schritt 3:
Zuletzt abgestorbene Triebe entfernen.
Verjüngungsschnitt
Lässt die Ernte des Baumes mit der Zeit nach, steht der Verjüngungsschnitt an. Heißt: Säge oder Astschere ansetzen, Leittriebe radikal einkürzen und Triebe, die sich gegenseitig behindern oder abgestorben sind, entfernen. Auch hier geht es wieder darum, für genug Lichteinfall zu sorgen. So treibt der in die Jahre gekommene Baum wieder aus und bildet junges Fruchtholz.
Das richtige Werkzeug
Saubere Schnittstellen schließen sich schneller. Voraussetzung ist eine scharfe Klinge. Für frische Triebe, Zweige oder dünnen Äste eignet sich eine Gartenschere mit Rollgriff besonders gut, da der Getriebemechanismus die Schnittleistung erhöht. Ihr Vorteil: Die Hand ermüdet beim Schneiden weniger.
Wer sich abmüht, hat das falsche Werkzeug: Äste bis circa fünf Zentimeter Durchmesser durchtrennt eine Getriebeastschere mühelos. Wo die Astschere an ihre Grenzen stößt, kommt die Handsäge zum Einsatz. Damit sind auch starke Äste bis zwölf Zentimeter ruckzuck ab. Und für alles, was außer Reichweite liegt, gibt’s Schneidgiraffen und Teleskopstangen. Diese lassen sich mit verschieden Aufsätzen erweitern.
Fazit: Nicht abmühen, sondern das passende Werkzeug verwenden. Dann gibt es im Herbst Obst satt.